Lehner Wasserfall – der Jubiläums-Klettersteig im Ötztal

Zuletzt aktualisiert am 9. August 2023

Bei Längenfeld im Ötztal befindet sich einer der schönsten talnahen Klettersteige. Toller Fels, eine grandiose Landschaft, verschieden-schwere Varianten und ein herrlicher Wasserfall als Höhepunkt.


Wenn der erste Griff an den Fels das Lächeln ins Gesicht malt und Dir am Ende einer herrlichen Klettersteig-Tour das Wasser an einem heißen Frühsommertag entgegen schießt und Dich herrlich erfrischt. Wenn Du auf der Seilbrücke gefühlte 100m den Wasserfall nach unten schießen siehst, dann bist Du auf dem Jubiläumsklettersteig Lehner Wasserfall angekommen.

Auf der Seilbrücke, Blick in die Tiefe
Auf der Seilbrücke, Blick in die Tiefe

Für diesen Erlebnis-Klettersteig sind wir bereits am Vortag ins Ötztal angereist. Eine gemütliche Nacht im Bulli und dann ging es am nächsten Morgen frisch gestärkt aus Richtung Längenfeld kommend in nordwärts nach Au und anschließend nach Lehn. Hinweisschilder bringen den Besucher direkt zum gebührenpflichtigen Parkplatz (3€ für das Tagesticket, Stand Juli 2019) des Ötztaler Heimatmuseums. Dort beginnt auch schon der Zustieg zum Klettersteig.

Der frühe Zustieg zum Jubiläums-Klettersteig

Die frühe Anfahrt hat sich gelohnt. Nur sehr wenige Menschen sind an diesem Samstag Morgen auf dem Zustieg zum Steig. Das sollte sich im Laufe des Tages ändern. Nachdem wir wieder am Auto angekommen waren, quälten sich wahre Ameisenkolonien durch die Mittagshitze nach oben.

In nördlicher Richtung geht es durch den Wald in Richtung Lehnbach. Ein schmaler Waldpfad schlängelt sich in kleinen Serpentinen nach oben. Riesige Felsblöcke türmen sich auf und lassen schnell die Vorfreude auf den ersten Griff im Steig wachsen. Schließlich wird das Rauschen des Baches lauter und an einer kleinen Brücke ist der Anseilplatz erreicht. Auf der Brücke hat man schon den ersten Eindruck von diesem imposanten Wasserfall, der den gesamten Klettersteig prägt.

Die Brücke markiert zugleich den Beginn des Kletterteigs, wenngleich es auf der gegenüberliegenden Seite des Baches zunächst mit sehr leichter Kraxelei (A) durch den Wald geht. Im Anschluss führt der Pfad weiter durch den Wald nach oben, bevor der eigentliche Beginn des Klettersteigs erreicht ist.

Der Beginn des Klettersteigs

Von der langen, kräftezehrenden Einstiegswand waren wir zugegebenermaßen überrascht. Mit viel Eisen und gut gesichert geht es steil nach oben. Der Einstieg kann in vier Abschnitte unterteilt werden (C, B/C und wieder 2x C), bevor man auf einem kurzen Band etwas verschnaufen und die Arme ausschütteln kann.

Vielleicht lag es an unserem letzten Steig, dem Leite-Klettersteig bei Nassereith. Im Bewusstsein dessen Einordnung in den Schwierigkeitsgrad C/D haben wir uns den Beginn mit „nur BC und C“ leichter vorgestellt. Technisch sicherlich weniger anspruchsvoll, ist aber gerade der Beginn nicht zu unterschätzen. Im Anschluss an das kurze Band folgt bald ein weiterer senkrechter Aufstieg (B/C) über einen Pfeiler. Dann wird der Steig deutlich einfacher und der Blick auf den großen Wasserfall beherrscht fortan die Szenerie.

Dem Wasserfall entgegen

Über ein paar Rampen (B) geht es, immer den mächtigen Wasserfall im Blick, nach oben. Eiserne Tritte sichern zusätzlich den sehr griffigen, bräunlich-grau glitzernden Fels. Die schräg nach links unten abfallende Rampe endet mit einem weiteren steilen, aber nur kurzem Aufschwung (B/C), bevor es über eine Platte zur ersten Kreuzung geht. Eine gut sichtbare Hinweistafel weist links einen zunächst einfachen Weg in Richtung Wasserfall aus (A und B).

Am Rand des Wasserfalls geht es aber über teils nassen Fels und mit weiteren Eisentritten steil und lang überhängend (3 Abschnitte D/E) nach oben, bevor der Aufstieg letztlich über C- und B-Abschnitte ausklingen und dann der Seilbrücke endet. Der andere, auf der Hinweistafel erwähnte Weg, führt zunächst ein paar Meter über eine Platte nach oben, bevor er sich abermals verzweigt.

Blick auf den Wasserfall und die parallel verlaufende schwere Variante DE
Blick auf den Wasserfall und die parallel verlaufende schwere Variante DE

Direkt über uns rückt ein kurzer, mit Eisenklammern versetzen Überhang ins Blickfeld. Dir nur etwa eineinhalb bis zwei Meter erfordern nochmals Armkraft. Aber auch diese D/E-Stelle kann umgangen werden. Linksherum für einen leichteren Weg (B), der in einem Bogen oberhalb des Überhangs wieder auf den direkten Aufstieg führt.

Der Steig endet vorerst in der Schwierigkeit B und mündet in einen Waldpfad. Wir haben an diesem Juli-Tag die leichteste aller Varianten genommen und staunend die Klettersteig-Geher im schweren Aufstieg beobachtet.

Am Ende der Sicherungen hat man nochmals einen herrlichen Blick auf den beeindruckend großen Wasserfall, der mich an die riesigen Pericnik-Fälle in Slowenien erinnert. Erst jetzt wird die Größe so richtig deutlich. Winzig-kleine Menschen am Einstieg zur und auf der Seilbrücke. Darunter zig Meter frei fallendes, tosendes Wasser.

Toller Blick auf die Seilbrücke mit dem imposanten Wasserfall
Toller Blick auf die Seilbrücke mit dem imposanten Wasserfall

Die Seilbrücke als Höhepunkt

Über den Waldpfad führt der Weg noch ein paar Meter hinauf bis zu einer Bank dreist neben der Kante des Wasserfalls. Hier, wo die Sicherungen wieder beginnen, befindet sich auch das Steigbuch. Die Seilbrücke könnte man durch einen weiteren Aufstieg umgehen und schließlich auf der gegenüberliegenden Seite des Lehnbachs wieder absteigen.

Wer sich die kalte Dusche aber nicht entgehen lassen möchte, packt alles, was kein Wasser mag gut ein und steigt gesichert über Eisenschlaufen ein kurzes Stück Meter ab. Nun geht es dem Schlund des Wasserfalls entgegen. Es ist als würde man durch unzählige Regenbogen hindurchstiegen. Die Wand wird nässer, die Gischt sprüht einem entgegen. Direkt an der Seilbrücke angekommen wird es richtig nass.

Drei übereinander verlaufende Drahtseile sind über den Lehnbach gespannt. Das Unterset für den Stand, das Oberste für die Sicherung. Das dazwischen dient dem Halt, während man gewissermaßen durch den Wasserfall hindurch auf die gegenüberliegende Seite balanciert. Unter einem nur viel Luft und Wasser, das nach unten prasselt. Herrlich.

Auf der Seilbrücke im Jubiläumsklettersteig Lehner Wasserfall
Auf der Seilbrücke im Jubiläumsklettersteig Lehner Wasserfall

Abstieg nach Lehn

Vielleicht haben wir einen besonders wasserreichen Tag erwischt. In jedem Fall ist die Querung des Wasserfalls das Highlight dieser Klettersteig-Tour.

Klatschnass und mit einem breiten Grinsen im Gesicht geht es auf der gegenüberliegenden Seite des Baches über weitere Eisenklammern noch ein paar Meter über eine steile, aber nur kurze Platte nach oben, bevor der Jubiläumsklettersteig tatsächlich endet.

Ein Waldweg schlängelt sich noch einige Meter bergauf bis zu einer hölzernen Aussichtsplattform bevor es ins Tal geht. Auf einem kleinen Trail fällt der Weg schnell hinunter ins Tal, quert kurz einen Forstweg, und endet schließlich direkt am Parkplatz des Heimatmuseums Ötztal.

Den gesamten Aufstieg über konnte man das Rauschen des Lehnbachs und seines Wasserfalls hören. Beim Abstieg ist keinerlei Rauschen mehr zu hören. Es ist geradezu still auf dem Weg ins Tal. Lediglich das breite Grinsen im Gesicht ist weit und laut im Talkessel zu hören.

Karte zur Tour 

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Weitere Informationen


Zeitansatz
Die 170 Höhenmeter im Steig nehmen eine gute Stunde in Anspruch. Insgesamt kann man für den Steig  mit Zu- und Abstieg 2 Stunden einplanen.
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2 Kommentare zu „Lehner Wasserfall – der Jubiläums-Klettersteig im Ötztal“

  1. Mein Mann und ich haben uns für unseren Hochzeitstag eine Übernachtung in einer Therme gegönnt. Wir werden in Längenfeld unterkommen und wollen uns ein bisschen nach Ausflugszielen informieren. Wir beide lieben die Natur und das wandern, da klingt ein Ausflug zum Lehner Wasserfall echt super. Danke für diesen Ausflugstipp.

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