Klettersteigskala – die Schwierigkeitsgrade in Klettersteigen

Zuletzt aktualisiert am 13. April 2024

Klettersteige erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Bei der Auswahl des richtigen Klettersteigs und der Planung helfen Bücher und Foren. Ein Klettersteig sollte aber auch immer nach dem persönlichen Können ausgewählt werden. Bei unseren Touren haben wir die Schwierigkeit dann nach und nach erhöht und uns so in der Schwierigkeitsskala nach oben gearbeitet.


Was sind aber die verschiedenen Schwierigkeitsstufen, bzw. wie sind sie zu interpretieren? Klettersteige werden grundsätzlich nach zwei verschiedenen Methoden oder Skalen eingeteilt. Zum Einen gibt es die Skala nach Hüsler, dem Klettersteig-Pabst. Hier werden steigen die Schwierigkeitsstufen von K1 (leicht) bis K6 (mehr als extrem schwierig) nach oben an. Diese Einteilung findet man vor allem in den sehr lesenswerten Büchern von Hüsler.

Auf dem Toblinger Knoten

Weitaus geläufiger dürfte die Einteilung nach Schall sein. Diese kennzeichnet die Klettersteige von A bis F. Also von leicht bis mehr als extrem schwierig). Man findet diese Art der Einteilung meiner Meinung nach deutlich häufiger in der Literatur oder Klettersteig-Foren. Auch ich verwende sie auf dieser Seite um meine Klettersteig-Touren zu beschreiben.

Schall-Klettersteig-Skala

Hier die Übersicht der verschiedenen Schwierigkeitsgrade und die Anforderung an das persönliche Können*

Schwierigkeitsstufe A

Gelände: flach bis steil, meist felsig oder auch von Felsen durchsetzt, ausgesetzte Passagen sind möglich

Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern, vereinzelt kurze Leitern, Begehung größtenteils ohne Verwendung der Sicherungseinrichtungen möglich

Können & Anforderung: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen


Schwierigkeitsstufe B

Gelände: steileres Felsgelände, teilweise kleine Tritte, ausgesetzte Stellen

Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern, Trittstifte, längere evtl. senkrechte Leitern, Schwierigkeiten ohne Sicherungselemente bis III (UIAA)

Können & Anforderung: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, gute Kondition, etwas Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen

Beispiel: Der Klettersteig Hohe Gänge, in Verlängerung des Hindelanger Klettersteigs geht bis zur Kategorie B


Schwierigkeitsstufe C

Gelände: steiles bis sehr steiles Felsgelände, meist kleine Tritte, längere bzw. sehr häufige ausgesetzte Passagen

Sicherung: Drahtseile, Eisenklampfen, Trittstifte, längere oder überhängende Leitern, Klammern und Stifte können auch weiter auseinander liegen, in senkrechten Abschnitten teils nur Drahtseil, Schwierigkeiten ohne Sicherungselemente bis IV (UIAA)

Können & Anforderung: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, gute Kondition, Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen

Beispiel: Der Mindelheimer Klettersteig bei Oberstdorf


Schwierigkeitsstufe D

Gelände: senkrechtes oft auch überhängendes Gelände, meist sehr ausgesetzt

Sicherung: Drahtseile, Eisenklammern und Trittstifte liegen vielfach weit auseinander, an ausgesetzten und steilen Stellen oftmals nur ein Drahtseil

Können & Anforderung: genug Kraft in Armen und Händen da längere senkrechte bis überhängende Stellen und kleinere Kletterstellen (bis II /UIAA) möglich

Beispiel: Die Schwierigkeitsstufe C bis D findet man im Leite-Klettersteig bei Nassereith


Schwierigkeitsstufe E

Gelände: senkrecht bis überhängend, durchwegs ausgesetzt, sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei

Sicherung: Drahtseile, Eisenklammern und Trittstifte liegen vielfach weit auseinander, an ausgesetzten und steilen Stellen oftmals nur ein Drahtseil, oft mit Kletterei kombiniert

Können & Anforderung: viel Kraft in Händen (Fingern), Armen und Beinen, erhöhtes Maß an Kondition, Beweglichkeit


Schwierigkeitsstufe F

Gelände: primär überhängend, ausgesetzt, sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei

Sicherung: Drahtseile, Eisenklammern und Trittstifte liegen vielfach weit auseinander, kombiniert mit Kletterei

Können & Anforderung: gute Klettertechnik unabdingbar, viel Kraft in Händen (Fingern,) Armen und Beinen. erhöhtes Maß an Kondition, Beweglichkeit


In den Topos (also den grafischen Ãœbersichten zu einem Klettersteig mit den einzelnen Passagen) finden sich auch immer Kombinationen zweier Buchstaben. Also A/B oder C/D. In solchen Passagen findet man Elemente aus beiden Schwierigkeitsstufen. Was oft nicht heißen muss, dass die Schwierigkeitsstufe leichter ist, als der „höhere“ Buchstabe. Auch in diesen Bereichen muss man mit Elementen (Schwierigkeiten) des jeweils höheren Grads rechnen.

Die richtige Ausrüstung im Klettersteig

Elementar für die Begehung von Klettersteigen ist die richtige Ausrüstung. Für mich gehört das ab der einfachsten Stufe (also A) einfach dazu, wenngleich vermeintlich leichte Steige zum Verzicht auf den ein oder anderen Ausrüstungsgegenstand einladen. Ein Steinschlag kann aber beispielsweise immer passieren. In so einem Fall ist nicht nur der Helm, sondern auch das Gurtzeug überlebenswichtig!

Zur Klettersteigausrüstung zählen

  • Helm
  • Klettergurt
  • Klettersteig-Handschuhe
  • Klettersteig-Set

Üblicherweise sind heutzutage Klettersteigsets nach dem Y-Prinzip aufgebaut. Zwei Karabiner, die über ein flexibles Band miteinander verbunden sind. Am Verbindungspunkt befindet sich ein Bandfalldämpfer, der im Fall eines Sturzes den Fall abbremsen soll. Die Karabiner am Ende der Flex-Arme sind mit einer Handballensicherung ausgestattet, die ein unabsichtliches Öffnen des Karabiners verhindern. Im Herbst 2019 habe ich mir den neuen SKYRISER mal genauer angesehen und vor dem offiziellen Verkaufsstart getestet.

  • Bandschlinge mit Karabiner um sich gegebenenfalls an einer Sicherung fixieren zu können
  • ggf. Stirnlampe
  • außerdem sollte ein Erste-Hilfe-Set immer mit dabei sein
Klettersteigsets

Auf diesem Blog habe ich auch schon unterschiedliche Ausrüstungsgegenstände vorgestellt. Im Bereich von Klettersteig-Sets sei hier der RIDER 3.0 von SKYLOTEC erwähnt, der über einen Karabiner am einen Arm und eine mitlaufende Seilklemme am anderen Arm verfügt. Diese Seilklemme kann im Fall der Fälle die Sturzhöhe deutlich reduzieren.

Bei der Wahl des richtigen Rucksacks sollte auf das Volumen geachtet werden. Der Rucksack sollte nicht zu ausladend sein, damit er im Steig nicht stört. Außerdem achte ich selbst darauf, dass sich nicht zu viele Schlaufen am Rucksack befinden. Auf meinen Touren habe ich unter anderem den Peak light von ORTOVOX dabei, und seit neuestem auch den Atrack BP von ORTLIEB. Dieser ist zwar für das Mountainbikes konzipiert, hat mir auf meinen Bike-und Hike-Touren, unter anderem am Marokka-Klettersteig, aber auch schon treue Dienste geleistet.

Klettersteig-Rucksäcke

Empfehlungen zur Tourenplanung

Damit eine Klettersteig-Tour zu einem sicheren Vergnügen wird, gilt es neben der Ausrüstung, auch noch weitere Punkte zu berücksichtige. Diese betreffen die Tourenplanung und hier unter anderem die Zeit. Dabei ist sowohl die Länge eines Klettersteigs, als auch die benötigte Zeit für den Zu- und Abstieg zu berücksichtigen.Auch mögliche Rückzugsvarianten, also Notausstiege aus dem Steig, sollten in Betracht gezogen werden. Diese findet man immer in der Topo einer Tour.

Apropos Topo. Ich suche meine Touren gerne über die Webseite www.via-ferrata.de aus. Hier gibt es auch eine Facebook-Community in der sich Gleichgesinnte „treffen“ und austauschen. Da gibt es jede Menge neuer Inspiration, Tipps, aber auch Hinweise zu Sperrungen von Klettersteigen.

Buchtipp Klettersteigführer
Buchtipp - Klettersteigführe für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Buchtipp – Klettersteigführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz

Außerdem habe ich die Klettersteigführer aus dem Alpinverlag immer bei mir. Hier findet man wirklich alles was man sucht. Dazu gibt es die Topos, die einem im Verlauf einer Tour einen guten Überblick verschaffen. Ich fotografiere die meist ab und habe sie dann am Smartphone immer griffbereit. Die Klettersteigführer habe ich in einem eigenen Blogbeitrag auch schon vorgestellt. In den Büchern findest Du zudem allerlei Tipps zur Technik und auch einer Erklärung zu allen gängigen Schwierigkeitsstufen in Klettersteigen. Aus meiner Sicht ein Standardwerk, das jeder Klettersteigfreund haben sollte.

Kurz unterhalb des Marokka Gipfel
Kurz unterhalb des Marokka Gipfel
*Quelle: Bergfreunde.de
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1 Kommentar zu „Klettersteigskala – die Schwierigkeitsgrade in Klettersteigen“

  1. Hallo Björn, vielen Dank für den hilfreichen Beitrag zu Klettersteigen und den verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Ich habe schon einige Erfahrungen mit Klettersteigen sammeln dürfen und könnte mich jetzt schon langsam an den Klettersteig Hohe Gänge herantrauen. Ich möchte mir dieses Jahr auch endlich mein eigenes Equipment, einschließlich Drahtseil und Drahtseilklemme, zulegen. Vielen Dank auch für die hilfreichen Links zur Tourenplanung.

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